Das Neue Theater in der Scala
Ein Op(f)er der Politik
In Vorbereitung für diesen Text habe ich mich mit Prof. Dr. Philipp Maurer, Leiter des Bezirksmuseums Wieden, getroffen und ihn zum Johann-Strauß-Theater und seiner Geschichte befragt. Den Fokus legten wir schnell auf die Era des von ihm genannten „Kommunistentheater“ und seinem Ende.
Die Geschichte des Scala-Theaters in der Favoritenstraße 8, insbesondere in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, zeigt eine bemerkenswerte Verbindung zu sozialistischen und sozialdemokratischen Künstlern. In dieser Zeit, als die Wieden Teil der Sowjetischen Besatzungszone war, fungierte das Scala-Theater als Sammelpunkt für Künstlerinnen und Künstler mit sozialistischer Ausrichtung, die weit über Österreich hinaus Anerkennung und Beachtung fanden.
"Das Scala-Theater bot Unterhaltung mit Revuen, Schlager- und Tanzshows, französischer Akkordeonmusik, russischen Volksliedern.“
- Philipp Maurer
"Das Scala-Theater in der Favoritenstraße war ein Ort, an dem österreichische KünstlerInnen, die nach Jahren des Exils aus der Schweiz, der Sowjetunion oder den USA nach Österreich zurückgekehrt waren, ein Theater betrieben, das sich der Moderne, dem Internationalismus und der kulturellen Erneuerung der jungen Republik Österreich verpflichtet fühlte.“ (Philipp Maurer)
Diese Beschreibung unterstreicht die Vielfalt des Unterhaltungsprogramms, das nicht nur von österreichischen, sondern auch von sowjetischen Soldaten geschätzt wurde, wie Hannes Thanheiser, der Schauspieler und Akkordeonist, in seinen Erinnerungen Philipp Maurer zu Lebzeiten schilderte."Von den Offizieren konnte man schon ein ordentliches Trinkgeld oder Wodka bekommen", erinnerte sich Thanheiser an die großzügige Unterstützung der sowjetischen Offiziere, die die Vorstellungen im Scala-Theater besuchten.
Die kulturelle Bedeutung des Scala-Theaters in dieser Zeit wird durch die Erwähnung seiner Rolle als Ort für moderne Kunst und kulturelle Erneuerung unterstrichen. Immer wieder betont Philipp Maurer, wie das Theater eine wichtige Rolle in der postkriegszeitlichen kulturellen Szene spielte und durch seine Programme und Aufführungen einen Beitrag zur Entwicklung der jungen Republik Österreich leistete.
Eben diese Rolle als „Theater des Volkes“ und „Kommunistentheater“ wurde dem Neuen Theater in der Scala am Ende zum Verhängnis.Nach dem Abzug der sowjetischen Besetzungsmacht fand die Glanzzeit des Scala-Theaters 1956 ihr Ende. Als letztes Stück wurde Brechts "Leben des Galilei“ aufgeführt. Otto Tausig, der am Scala sein erstes Engagement erhalten hatte, hielt die Abschiedsrede auf das einstige Johann-Strauss-Theater.Trotz Protestmärschen, kulturellen Erbes und der historischen Bedeutung wurde das Gebäude schließlich 1959/60 abgerissen. Heute erinnert nur noch eine unauffällige Gedenktafel, enthüllt am 30. September 1999 vom Bezirksmuseum Wieden, an den einstigen Operettentempel und seine bewegte Geschichte.